Unsere Projekte

Bildungspreis "Corona-Bildungshelden"

Mit dem "Bildungspreis der Saarländischen Wirtschaft" werden alljährlich Einrichtungen ausgezeichnet, die sich in einer Thematik besonders engagieren. Im Corona-Jahr 2020 wurde der Preis neu gewidmet. Diesmal bekamen ihn Einzelpersonen, die sich besonders für den Erhalt des Bildungsystems in der schwierigen Zeit eingesetzt haben.

Die Vereinigung der Saarländischen Unternehmensverbände e. V. verleiht seit 2016 jährlich den Bildungspreis der Saarländischen Wirtschaft. Der Preis honoriert außergewöhnliches Engagement und vorbildlichen Einsatz für das Thema Bildung. Um diesen Einsatz nachhaltig zu fördern, zeichnet die VSU herausragende und zukunftsorientierte Beispiele aus der Praxis aus. Damit möchte sie den hohen Stellenwert von Bildung über die gesamte Bildungsbiographie hervorheben und Akteure würdigen, die sich in besonderem Maße für die Zukunft junger Menschen einsetzen.

Der Preis ist mit 15.000 Euro dotiert und wird von der Stiftung ME Saar gezahlt (inklusive aller Zusatzkosten im Rahmen der Preisverleihung wie beispielsweise Imagefilme und Urkunden). Preisträger können saarländische Bildungsinstitutionen und Akteure entlang der gesamten Bildungskette sein. 2020 wurde das Konzept des Bildungspreises kurzfristig abgeändert: Es wurden 15 Einzelpreise zu je 1.000 Euro für besonderes Bildungsengagement in Corona-Zeiten vergeben.

Die Preisträger in diesem Jahr waren:

Die Kettelerschule in Schmelz

Das Team der Kettelerschule in Schmelz hat im Rahmen der Corona-Pandemie den Fokus auf die persönliche und soziale Entwicklung der Schüler gelegt. Ein zentrales Projekt während der Schließzeit im Rahmen der Corona-Pandemie war eine Briefaktion für Patienten und Einwohner von Einrichtungen, die durch Corona von ihren Angehörigen und der Öffentlichkeit abgeschlossen waren. Die Schüler der Gemeinschaftsschule schrieben Briefe, Kurzgeschichten und Gedichte und sie malten Bilder für die Patienten von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Zwei Pakete mit 60 Briefen kamen zusammen, die unter hygienischen Bedingungen mit Maske und Handschuhen gedruckt und in Folie verpackt verschickt wurden. Auch sonst suchten die Lehrer nach unterschiedlichsten Programmen, mit denen sie die Schüler während der Corona-Zeit aktiv halten konnten. Neben Hausarbeiten, die per Video erklärt wurden, einem Quiz über die eigene Schule und einem Hilfe-Service für das Pflegeheim Schmelz, bei dem die Schüler Einkäufe übernahmen und für Patienten zu Ostern Kuchen und Süßigkeiten spendeten, gab es auch noch einen Sportplan für zuhause. Die Aktionen kamen nicht nur bei den Eltern gut an, die sich über die positiven Aktivitäten ihrer Kinder zuhause freuten, auch von den Einrichtungen, die mit Briefen bedacht wurden, gab es sehr positive Rückmeldungen. „Einfach nur Wow!“, schreibt beispielsweise das Team vom Winterberg-Krankenhaus.


Das Team des AWO Kindergartens Frankenholz

Für Kinder im Kindergartenalter ist Gemeinschaft ein ganz wichtiger Faktor. Die Kita ist für sie mehr als eine Betreuungseinrichtung. Dort ist ihr zweites Zuhause. Doch dessen Türen waren in der Corona-Pandemie über mehrere Wochen verschlossen. Das Team des AWO-Kindergartens Frankenholz um Leiterin Carmen Becker wollte diesen Zustand so nicht stehen lassen. Die Erzieher taten während der Corona-Schließung alles, um den Kontakt zu den Kindern aufrecht zu halten: Ein Banner am Zaun mit den Worten „Wir vermissen Euch“, regelmäßige Mails mit Bastel- und Spielanleitungen für Zuhause, Arbeitsblätter, mit denen die Kinder ihre „Corona-Zeit“ zuhause dokumentieren konnten und die später in die Arbeitsmappe geheftet werden können. All diese Details zählen die Eltern des AWO-Kindergartens in Frankenholz auf, wenn sie von den schwierigen Corona-Monaten sprechen. Kontakt halten, das steht im Mittelpunkt der Aktivitäten der Erzieher. Sei es, dass sie persönlich zum Geburtstag angerufen und ein Geburtstagslied gesungen haben. Sei es, dass sie sich noch einmal persönlich von den Vorschulkindern verabschiedet haben, die eigentlich feierlich in die Schule entlassen werden sollten. Die Erzieherinnen haben angerufen, um kurz mit den Kindern zu erzählen, um ihnen zu sagen, wie sehr sie sie vermissen. Mit den Kindern der Notbetreuung wurden Spaziergänge gemacht, bei denen diejenigen, die in der Umgebung wohnten, "besucht" werden konnten (ein Hallo auf Abstand). Selbst beim Wiedereinstieg in den Regelbetrieb lief es nicht nach Textbuch. Statt alle Kinder am gleichen Tag wieder zu begrüßen hat das Team ein Stufenkonzept mit den Eltern vereinbart, um die Begrüßung so vieler Kinder mit so vielen neuen Regeln und Beschränkungen etwas zu entzerren.

Catrin Stöck vom Christian-von-Mannlich-Gymnasium Homburg

Im Rahmen der Schulschließungen haben Kinder unterschiedlichste Erfahrungen gemacht. Manch ein Lehrer war über Wochen nicht mehr in Kontakt mit den Kindern, während andere Lehrer sich durch besonders intensives Engagement auszeichneten. Solch eine Lehrerin ist Catrin Stöck vom Christian-von-Mannlich-Gymnasium in Homburg, weswegen eine Mutter sie ausdrücklich als Einzelperson für den Bildungspreis und als Corona-Bildungsheldin vorgeschlagen hat. „We stay at home“ – unter diesem Motto stand das Mannlich-Gymnasium in Homburg Mitte März. Für Catrin Stöck hieß das aber um so mehr Hochleistung. Denn jetzt hieß es nicht mehr nur, Unterricht vor einer Klasse zu halten. Sie suchte den Kontakt zu ihren Schülern über diverse Telefon- und Video-Kanäle, bot Unterricht per Zoom an, las Texte vor und stellte Hörbeispiele ein. Ihr ging es nicht nur darum, die Kinder zu betreuen, bei denen sie in den Klassenstufen fünf und sechs Klassenlehrerin war, sie legte das gleiche Engagement auch bei anderen Klassen an den Tag. Gemeinsam mit den Schülern erstellte sie auch ein Schulvideo unter dem Motto „We stay at home“. Sie hielt nicht nur den Kontakt zu den Schülern, über Zoom veranstaltete sie auch einen Elternabend, bei dem sie sich über die jeweiligen Situationen bei den Schülern zuhause erkundigte. Als besonders beeindruckend nannte die Mutter diese Aktivitäten auch vor dem Hintergrund, dass sich Frau Stöck wegen einer Herzerkrankung auch problemlos hätte zurückziehen können. Doch diese sei für sie kein Hinderungsgrund gewesen. Nur bei dem von ihr organisierten Streichensemble zur Einführung der neuen Fünftklässler konnte sie wegen ihrer Krankheit nicht dabei sein.

Miriam Eckstein von der Grundschule Bruchhof Homburg

Die Corona-Pandemie hat Lehrkräfte und Eltern in den Schulen des Landes häufig zu Höchstleistungen animiert. In der Grundschule Bruchhof beispielsweise wurden unter Regie von Miriam Eckstein Eltern und Lehrer zu Filmproduzenten. Lernstoff vermitteln, wenn es schon schwierig genug ist, die Kinder ohne normalen Schulbetrieb überhaupt zum geregelten Arbeiten zu animieren. Diese Aufgabe war nach Ansicht des Teams der Grundschule Bruchhof für Eltern und Lehrer kaum zu schaffen. Gerade den jüngeren Schülern, die ja Strukturen überhaupt erst lernen müssen, fehlte das Umfeld des täglichen Unterrichts. Die Lösung: Mit Lernvideos sind die Lehrkräfte zu den Schülern nach Hause gekommen. Da ging es mal um neue Buchstaben, mal um schriftliches Malnehmen und Teilen, dann wieder um Tiere auf der Wiese. Klassenzimmer wurden zu Filmstudios, Klassenmaskottchen, der Schulhund und Haustiere der Lehrerschaft wurden zu Filmstars, die per Handy und Laptop zu den Kindern nach Hause kamen. Dadurch, so die Bilanz des Teams, ist es gelungen den persönlichen Kontakt zu den Schülern zu halten. „Wir hatten auf diese Weise eine Möglichkeit, unseren Schülern immer wieder zu zeigen, dass sie ihren Lehrern ganz wichtig sind, und wir konnten sie immer wieder daran erinnern, dass sie jederzeit mit uns in Kontakt treten konnten“, heißt es in der Bewerbung für den Bildungspreis. Vor allem die emotionale Nähe über die Maskottchen und die bekannten Tiere sowie die Stimme der Lehrer hat die Beziehung auch über die schwierige Corona-Zeit gestärkt.

Matthias Harig vom Ausbildungszentrum der ZF Friedrichshafen AG

Nicht nur Schulen und Kindergärten, auch das ZF Ausbildungszentrum im Industriegebiet Süd war von den Schließungen der Corona-Zeit betroffen. Innerhalb kürzester Zeit musste das Zentrum auf E-Learning-Konzepte umgestellt werden. Eine schwierige Aufgabe in einer Ausbildung, die sehr stark von praktischen Tätigkeiten geprägt ist. Die Corona-Not wurde bei ZF jedoch zu einer Tugend. Denn durch die neue Maskenpflicht bei gleichzeitigen Lieferproblemen bekamen die Auszubildenden nun ein Projekt, bei dem sie sich abseits von Feilen und Fräsen bewähren mussten. Das Ausbildungsteam um Leiter Matthias Harig beschloss gemeinsam mit den Auszubildenden, dass sie nun auf Maskenproduktion umsatteln. Die kaufmännischen Azubis erstellten eine Kostenkalkulation, setzten Zielvorgaben für die jeweiligen Schichten und berechneten Kosten pro Maske von 5,40 Euro. Zwei Ausbilder fertigten erste Prototypen und erstellten einen Standard für die Arbeitsschritte. Dann entwarf das Ausbilderteam nach dem Vorbild des ZF-Lean-Production-Systems eine Produktionslinie, an der die Auszubildenden dann die Masken fertigen konnten. Wegen der Abstandsgebote und der Schließung des Ausbildungszentrums konnten immer nur einige Auszubildenden angelernt werden. Die übrigen waren weiter per E-Learning über das Home Office eingebunden. Trotzdem gelang es, innerhalb von knapp drei Monaten 24.000 Masken zu fertigen und diese den ZF Mitarbeitern zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig profitierten die Auszubildenden, die von der Bestellung über den Wareneingang, Zuschnitt und weitere Verarbeitung bis hin zur Auslieferung einen kompletten Produktionsprozess durchlaufen konnten.

Thorsten Kunz vom Cusanus Gymnasium Sankt Wendel

Schulen zu, Unterricht nur noch digital. Und das von einem Tag auf den anderen. Für viele Lehrer war das Anfang März harte Realität. Die Schüler durften nicht mehr in die Schule, die Lehrer sollten sie fortan per Home-Schooling unterrichten. Das Cusanus Gymnasium in Sankt Wendel hat mit seinem IT Team um Thorsten Kunz schnell reagiert. 100 Prozent digital unterstützer Unterricht innerhalb eines Tages – so beschreibt Kunz die Situation am 13. März, als gerade die Meldung der Schulschließung bekannt wurde. Sofort sei ein IT-Team eingerichtet worden, das ziel- und Lösungsorientiert die Kommunikation mit Schülern und Eltern über eine App eingerichtet hat. Außerdem wurde über die Lernplattform Moodle und eine eigene Schul-Cloud eine Lernumgebung eingerichtet, die bereits nach vier Tagen einsatzbereit war und von der ganzen Schule genutzt werden konnte. Für das IT-Team war die Arbeit damit aber nicht abgeschlossen. Über die gesamte Zeit betreuten sie Schüler, Eltern und vor allem Lehrer bei der Umsetzung des digitalen Unterrichts, produzierten Erklärvideos und Bildanleitungen, halfen telefonisch, wenn es hakte. Und für Kinder, die die technischen Möglichkeiten nicht hatten, um am Unterricht teilzunehmen wurden Laptop- und PC-Spenden organisiert. Erfreulich sei vor allem gewesen, dass auch die Kollegen, die sich digital wenig affin zeigten, auf den neuen Weg eingelassen haben, der auch nach den Sommerferien noch lange nicht abgeschlossen ist. Denn auch künftig wird digitaler Unterricht im Cusanus Gymnasium seinen Platz haben.

Nadine Hübscher, Lehrerin der freiwilligen Ganztagsgrundschule Folsterhöhe

Durch die Corona-Pandemie wurden Kinder und Lehrkräfte von heute auf morgen davon abgehalten, wie gewohnt am Schulunterricht teilzunehmen. Die tägliche Routine, die so wichtig ist, drohte wegzubrechen - gerade für die Schüler der FGTS Folsterhöhe, die besonders stark auf eine gute Betreuung angewiesen sind. Lehrerin Nadine Hübscher, die selbst zu einer Risikogruppe gehört, hat sofort reagiert und mit dem Team der Schule kreative Lösungen auf die Beine gestellt. Durch die Umstellung auf Notgruppen und die schnelle Reaktion der Schule konnte der Bildungsauftrag und das Gemeinwohl der Schülerschaft gesichert werden. Die freiwillige Ganztagsgrundschule Folsterhöhe hatte mit Nadine Hübscher eine einfallsreiche Lehrerin im Kollegium, die mit großem Engagement vom ersten Tag der Krise an als Ansprechpartnerin fungierte und die Situation erfolgreich managte. Mit einer Mischung aus persönlicher Kontaktpflege und einem feinen Gespür für die Nöte der Kinder, stand sie jederzeit sowohl telefonisch, als auch virtuell mit Lernmaterialien und Gesprächen zur Verfügung. Als Risikopatientin konnte sie nicht direkt mit ins Geschehen eingreifen. Daher hat sie gemeinsam mit der Schulleitung, der Klassenlehrerin und der Leiterin des sozialpädagogischen Bereichs eine Lösung gefunden, wie sie trotzdem weiter im Unterricht mitwirken kann. An der FGTS Folsterhöhe gibt es derzeit kein WLAN, über das sie online hätte zugeschaltet werden können. Ad-hoc schaffe die Schule daher ein Gerät an, mit dem die Lehrerin über eine direkte Mobilfunkverbindung online zugeschaltet und im Unterricht mitarbeiten konnte. Die Schüler nahmen das Angebot begeistert an und wurden so über den Computer 1:1 gefördert und gefordert. Dies nutzten auch Schüler, die im Homeschooling waren und von ihr telefonisch und virtuell betreut wurden.

Das Team der Katholischen Kita Sankt Hubertus in Niederwürzbach

Kreativität funktioniert auch aus der Ferne. Das hat das Team der Katholischen Kindertagesstätte Sankt Hubertus in Niederwürzbach bewiesen. Denn eine geschlossene Kita muss noch lange nicht heißen, dass die Kinder nicht weiterhin im kreativen Dialog mit ihren Erziehern bleiben können. Zentrale Elemente dafür sind der Regenbogen als Zeichen der Hoffnung sowie ein anfangs noch namenloser Hase. Briefe, Filme, Mal- und Bastelaktionen – das Erzieherteam der katholischen Kindertagesstätte Sankt Hubertus und die stellvertretende Leiterin Susanne Werner haben kaum etwas ausgelassen, um den Kita-Kindern trotz der Corona-Zeit weiterhin Anregung, Beschäftigung und Kontakt zu sichern. Von Bastelmaterial, das die Erzieher den Kindern nach Hause gebracht haben bis hin zu einem als Schablone auf die Wiese vor der Kita gesprühten Regenbogen, den die Kinder mit selbst bemalten Steinen einfärben konnten – es gab zahlreiche Mitmach-Angebote „auf Abstand“. Neben dem Regenbogen war der Hase ein zentrales Element der Schließzeit. Anfangs in Form eines Ostergedichts, das eine Kollegin aus Sicht eines Hasen geschrieben hat, dann als guter Geist, der jedem Kind ein Ostergeschenk vor die Tür gestellt hat, später sogar als Kamera-Mann und Regisseur, wenn er den Kindern per Video zeigt, wie es gerade in der leeren Kita aussieht. Einiges hatte sich verändert, und der Hase forderte die Kinder auf, zu malen und zu benennen, welche Veränderungen sie entdeckt hatten. Außerdem bat der bis dahin namenlose Hase darum, ihn zu benennen. Zahlreiche Bilder, die die Kinder von dem Hasen gemalt haben und die vielen, originellen Namensvorschläge zeigen, dass die Aktion Anklang gefunden hat. Überhaupt berichtet das Team, dass es in der Zeit trotz der geschlossenen Kita einen regen Kontakt gab – auch über den Steine-Regenbogen, der bis heute junge und erwachsene Besucher magisch anzieht.

Das Team der Kita Biber

Wenn ein Virus das gesellschaftliche Leben im Griff hat, ist auch ein normaler Kita-Betrieb kaum noch möglich. Wenn eine Kita dazu ein besonders offenes Konzept verfolgt, bei dem sich die Kinder ihre Schwerpunkte selber frei aussuchen können, stellt eine Beschränkung wie Corona sie uns allen auferlegt hat, eine besondere Herausforderung dar. Das Team der Kita Biber in Saarbrücken, eine Einrichtung der Lebenshilfe Saarbrücken, hat sich davon allerdings wenig beeindrucken lassen. Die Kita Biber verfolgt das Konzept der Reggio-Pädagogik. In diesem Konzept sind die Kinder in die Entscheidungen eingebunden, setzen eigene Schwerpunkte, können ihre Räume selbst gestalten und sich aussuchen, mit welchen Themen sie sich beschäftigen wollen. Ein Konzept, das schwerlich aufrecht zu erhalten ist, wenn die wenigen noch anwesenden Kinder aus Infektionsschutz-Gründen getrennt bleiben müssen. Die Erzieher rund um Leiterin Gabriele Hessemer haben trotz der schwierigen Situation alles getan, um den Kindern ihr gewohntes Umfeld und die persönliche Geborgenheit weitmöglichst zu erhalten. Dazu gehörten handgeschriebene, individuelle Briefe von den Erzieherinnen an die Kinder, die nicht zur Kita kommen durften, und im eingeschränkten Regelbetrieb ein so umfassendes Aktivitätenangebot wie möglich. Das Programm wurde einerseits nach draußen verlegt mit Ausflügen und Wasserschlachten und Sport, andererseits wurde das Konzept so neu gefasst, dass sich die Kinder nicht mehr ihre Themen gesucht haben, sondern das Personal die Themen mit großem Aufwand jeweils in die Räume zu den Kindern gebracht haben. Das Team hat es erreicht, im Rahmen der Schutzmaßnahmen die größtmögliche Freiheit, Selbstständigkeit und Anregung für die Kinder zu verwirklichen. Das Team lässt die Kinder nicht spüren, was in der Pandemie nicht geht, sondern zeigt auf, was trotz der Pandemie-Einschränkungen noch möglich ist.

Volker Schmidt vom Gymnasium am Stadtgarten in Saarlouis

Ein ganz wichtiges Element während der Schulschließungen im vergangenen Frühjahr war eine funktionierende digitale Plattform in den Schulen. Das Gymnasium am Stadtgarten in Saarlouis hatte das Glück, dass es in dem Mathematik- und Physiklehrer Volker Schmidt ein Mitglied im Kollegium hatte, das sich umgehend darum kümmerte, dass Unterricht digital funktioniert. Ein Grund, warum ihn Schulleiterin Sabine Blatt als „Corona-Bildungshelden“ vorgeschlagen hat. In den ersten Tagen der Schulschließungen war viel Improvisationstalent gefragt, um den Unterricht auch in Corona-Zeiten am Laufen zu halten. Volker Schmidt am Gymnasium am Stadtgarten hat das Problem sofort erkannt und gehandelt. Er passte gemeinsam mit dem IT-Techniker Jean-Marc Bourgeois den Messenger-Dienst „Mattermost“ so an, dass er von Schülern und Lehrern für eine schnelle Kommunikation genutzt werden konnte. Außerdem verfasste er Erklärvideos und war auch dauerhaft für Rückfragen zu erreichen. Gleichzeitig richteten die beiden ein Videokonferenzsystem ein, so dass der Online-Unterricht zügig aufgenommen werden konnte. Selbst für die Abiturfeier haben sie eine Lösung gefunden. Sie konnte live in der Aula in drei Durchgängen stattfinden, während sie gleichzeitig per Videostream in mehrere Klassenräume übertragen wurde. So dass sowohl die Eltern als auch die Schüler daran teilnehmen konnten. Volker Schmidt investierte dafür nach Aussagen der Schulleiterin nicht nur seine reguläre Arbeitszeit, er war oft bis in die Abende aktiv und hat viel Zeit dafür verwendet, die Vernetzung der Schule, die schon zuvor für ihn ein Anliegen war, weiter voranzubringen. Dies ging so weit, dass mehrere Klassen in den letzten Wochen des Schuljahrs mit der Rückkehr zum Regelunterricht angaben, dass sie auch weiter digital arbeiten könnten, weil das reibungslos funktioniere.

Volker Seitz aus Homburg

Wenn gleichzeitig mehrere Familienmitglieder im Internet surfen, wird das schnell zum Problem. Bandbreite und Übertragungsraten waren bei der Familie Seitz im März ein Thema, als die Kinder zum Home Schooling zuhause bleiben mussten. Denn auch wenn mittlerweile nicht mehr alle neun Geschwister zuhause wohnten, reichte für die verbleibenden Schulkinder und Christiane Seitz, die sich im Home Office auch noch digital mit ihrem Job verbinden musste, die Leistungsfähigkeit des Netzes nicht mehr aus. Für Volker Seitz ein Grund zum Handeln. Es reichte nicht, einfach nur den Internet-Vertrag zu ändern, schreibt Simeon Seitz, der seinen Vater als Bildungshelden vorgeschlagen hat. Der habe vielmehr das gesamte Haus neu verkabelt, mit Decken- und Wanddurchbrüchen dafür gesorgt, dass alle Kinder Zugang zu schnellem Netz hatten. Das diente dann nicht nur zum regulären Schulunterricht, sondern ermöglichte den Kindern, die alle ein Instrument spielen, auch noch digitalen Musikunterricht. Überhaupt nahm sich Volker Seitz, der im Frühjahr in Kurzarbeit war, intensiv der Bildung seiner Kinder an. Er erstelle Hausaufgaben-Tabellen, damit die Schulkinder immer den Überblick über die jeweiligen Arbeiten behielten. Gemeinsam mit seiner Frau unterstützte der die Kinder dabei, Vokabeln zu lernen, sich auf das Abitur vorzubereiten und immer auch ihre Instrumente im Blick zu behalten. Statt eines Urlaubs gab es Camping-Ferien im eigenen Garten mit Grillen, Lagerfeuer und Stockbrot. Gleichzeitig engagierte sich die Familie auch sozial, spielte jeden Abend als Familien-Pausenchor einige Stücke für die Nachbarn in der Straße. Außerdem gaben sie Konzerte für die Bewohner von Homburger Seniorenheimen, um ihnen die schwere Zeit der Isolation etwas zu erleichtern. Im Ergebnis seien die Zeugnisse sogar besser gewesen als in den Jahren davor, schreibt Simeon Seitz. Und seine Schwester habe ihr Abitur auch bestanden. Sein Vater fände es gar nicht gut, als Bildungsheld vorgeschlagen zu werden, weil er seinen Einsatz als selbstverständlich ansehe. Simeon sieht das jedoch etwas anders. Auch die Jury des Bildungspreises hat die Leistung von Volker Seitz als in dieser schweren Zeit herausragend anerkannt und verleiht ihm dafür den „Bildungspreis der Saarländischen Wirtschaft“.

Marion Zenner und Marc Bilz vom Schengen Lyzeum in Perl

Das Schengen Lyzeum in Perl musste in der Corona-Zeit besondere Herausforderungen bestehen, schließlich unterrichtet das dreisprachige Gymnasium Schüler aus Deutschland, Frankreich und Luxemburg gleichermaßen. Und schon bevor die Schulen in Deutschland schließen mussten, war hier der Notstand klar: Französische Schüler und Lehrkräfte konnten nach den Grenzschließungen von einem Tag auf den anderen nicht mehr zur Schule kommen. Die Schulleiter Marion Zenner und Marc Bilz reagierten umgehend. Kurzfristig beriefen sie eine Versammlung ein, auf der sie Lehrer und Schüler auf die bevorstehende Schulschließung vorbereiteten. Sie gaben praktische Hinweise zum Fernunterricht und erarbeiteten Fortbildungen, damit dieser Fernunterricht möglichst problemlos ablaufen kann. Gleichzeitig haben sie dafür gesorgt, dass die Schüler digitale Geräte bekommen konnten, um am Unterricht teilzunehmen. Im Bedarfsfall wurden iPad und Router sogar nach Hause gebracht und vor Ort installiert. Ganz wichtig war es der Schulleitung dabei auch, dass auch die Lehrer, die dem digitalen Unterricht nicht so offen gegenüberstehen, mitgenommen wurden. Für sie gab es Fortbildungen auf unterschiedlichen Niveaustufen. Gerade der unermüdliche Einsatz von Marion Zenner und Marc Bilz wurde von den Mitgliedern des Kollegiums als etwas Besonderes wahrgenommen. Er habe dafür gesorgt, dass alle Lehrer sich in dieser Zeit überdurchschnittlich eingebracht und das Schulleben so aum Laufen gehalten haben. Jeder Lehrer sei sich bewusst gewesen, dass es in dieser ungewöhnlichen Zeit auf die Leistung jedes einzelnen angekommen sei. Aus diesem Grund hat sich der Personalrat des Schengen Lyzeums dafür eingesetzt, die beiden Schulleiter als Bildungshelden auszuzeichnen.

Das Frühförderteam des Förderzentrums Hören und Kommunikation Lebach

Beim Frühförderteam des Förderzentrums Hören und Kommunikation ist durch die Corona-Krise und die infolgedessen geschlossenen Kitas die Möglichkeit weggefallen, die Kinder weiter zu betreuen. Die Mitarbeiter kümmern sich um hörgeschädigte oder gehörlose Kinder zwischen drei bis sechs Jahren im gesamtem Saarland, aber auch hörende Kinder gehörloser Eltern ab der Geburt bis zur Einschulung. Ziel ist es dabei nicht nur die Hörentwicklung zu fördern, sondern die gesamte persönliche Entwicklung zu begleiten. Um den Kontakt trotz der Schließungen weiter aufrecht zu erhalten, hat das Frühförderteam eine wöchentliche „Corona-Post“ ins Leben gerufen. Diese „Zeitung“ des Frühförderteams enthielt altersgerecht unterschiedliche Elemente: Von Suchbildern, Bildergeschichten, über Gebärden-Wort-Bild-Memory-Karten bis hin zu Rätseln für die Vorschulkinder. Alle Mitglieder des Teams konnten Ideen einbringen, die künstlerische Gestaltung lag vor allem in den Händen von Dominik Ridder, der ebenso wie seine Frau Isabelle dem Frühförderteam angehört. Die Corona-Post hat nicht nur geholfen, den direkten Kontakt zu halten, sie sollte auch Anregung sein, innerhalb der Familie die Förder-Arbeit auf freiwilliger Basis weiterzuführen. Dafür dienten auch einfache Angebote zur Hör-Sprachförderung. Wie positiv die Corona-Post aufgenommen wurde zeigte sich auch daran, dass es umgehend Nachfragen gab, wenn sich die Aussendung mal verspätete. Anfangs war die Zeitungs-Aktion bis Anfang Mai geplant, als sich aber abzeichnete, dass es auch weiterhin keine Frühförderung in Kitas geben werde, hat das Team die Erscheinung bis Juli aufrecht gehalten. Die Bilanz des Teams: „Unsere Corona-Post hat viele und vieles erreicht, zusammengeschweißt und ein bisschen glücklich gemacht.“

Das Team um Sabine Betz von der Kita Pastor Hein

Wenn ein Virus das gesellschaftliche Leben im Griff hat, ist auch ein normaler Kita-Betrieb kaum noch möglich. Doch das Team der Kita Pastor Hein um Leiterin Sabine Betz hat alles getan, um den Kindern auch während der Schließungszeit den engen Kontakt an ihre Kita zu erhalten. Weil auch die Kita Pastor Hein in Altenwald vom Regelbetrieb auf Notbetreuung umgestellt werden musste, hat sich das Team der katholischen Einrichtung verschiedene Aktionen überlegt, mit denen die Kinder weiter den Kontakt zu ihrer Kita halten konnten. Dazu gehörten Aufgabenstellungen, die die Kinder auch zuhause ausführen konnten, sowie ein regelmäßiger Kontakt mit den Kindern per Telefon oder mit persönlichen Briefen. Gemeinsam mit den Kindern haben die Erzieher eine Kita-Zeitung erstellt, die „Einhorn-Glitzer-Post“, die an alle Familien verteilt wurde. Damit wurden die Kinder auch in die umfangreichen Renovierungsarbeiten eingebunden, die während der Schließung stattfanden: Es wurden Räume gestrichen, umgestaltet, neue Spielsachen angeschafft. Die größte Umgestaltung fand in dem Kinderbad statt. Was vorher recht lieblos wirkte, hat sich zu einem hellen und kinderfreundlichen Bad entwickelt. Außerdem ist der Garten neu angelegt worden, um dort Obst und Gemüse anzubauen. Erste Früchte konnten schon geerntet werden. Um die Kinder zusätzlich zu beschäftigen, haben die Erzieher ein Rätsel über Altenwald erstellt, mit dem die Kinder mehr über ihre Heimat lernen konnten. Außerdem zogen mit Tilda und Paul zwei Puppen in der Kita ein, deren spannende Abenteuer die Kinder in einem kleinen Buch nachlesen konnten.

Marc Schamne

Es sind nicht immer die großen Konzepte, die einen Corona-Bildungshelden ausmachen. Im Fall der Familie Schamne ist es der persönliche Einsatz, den Sandra Schamne ihrem Mann attestiert und der ihn bei der Jury als Preisträger qualifiziert habe. Schamnes haben zwei Pflegekinder, einen vierjährigen Jungen mit Einschränkungen und daher deutlich erhöhtem Betreuungsbedarf und ein zweijähriges Mädchen. Trotz seines normalen Vollzeitjobs in Luxemburg habe Marc Schamne jede freie Minute investiert, um die Familie „zu unterstützen, zu entlasten und zu bespaßen“. Wegen der Kindergartenschließung war gerade bei ihrem Sohn eine Rundumbetreuung nötig, die bei doppelter Berufstätigkeit extrem fordernd ist. Schamne hat entsprechend neben seiner Arbeit alle verfügbare Zeit mit den Kindern verbracht und mit ihnen Spielgeräte gebaut, den Garten gestaltet und, wie er sagt: „Den Kindergarten nach Hause geholt.“ „Sicher ist dies ein relativ normaler Job eines Papas, aber dennoch sind wir der Meinung dass unser Papa hier für uns über Grenzen ging und jeden Tag mit maximal fünf bis sechs Stunden Schlaf für uns da war. Das ist eine Spitzenleistung und wir wollen ihm gerne zeigen, dass wir dies nicht als "selbstverständlich" ansehen“, sagt Sandra Schamne, ein Kompliment das er an seine Frau zurückgibt, die er ebenfalls als eine Corona-Bildungsheldin bezeichnet.