Aktuelles aus der Stiftung

MINT-Fachkräftelücke steigt deutlich an

Digitalisierung, Dekarboinisierung und Demografie erhöhen den Fachkräftebedarf im MINT-Bereich. Doch durch die Pandemie ist das Angebot noch einmal deutlich zurückgegangen.

Der Fachkräftebedarf im MINT-Bereich wird weiter kräftig steigen. Nach einem Rückgang der Nachfrage im Rahmen der Corona-Pandemie steigt die MINT-Lücke wieder deutlich an. Im April betrug sie 145.000. Vor allem die demografische Entwicklung macht sich beim Bedarf bemerkbar. In den kommenden Jahren werden zwei Drittel des akademischen Nachwuchses allein dafür gebraucht, ausscheidende Fachkräfte zu ersetzen. Das jährliche Neuangebot an beruflich Qualifizierten wird nicht einmal dafür ausreichen, den Ersatzbedarf zu decken.

Die Digitalisierung erhöht den Bedarf an IT-Experten und IT-Fachkräften. Insgesamt erwarten 40 Prozent der Unternehmen einen steigenden Bedarf an IT-Experten und 54 Prozent an IT-Fachkräften. Bei Unternehmen mit einem sehr großen Stellenwert in der Digitalisierung erwarten dies sogar 69 Prozent bei IT-Experten und 75 Prozent bei IT-Fachkräften. Der Klimaschutz erhöht den Bedarf an MINT-Kräften. Für die Entwicklung klimafreundlicher Technologien und Produkte erwarten 32 Prozent der Unternehmen einen zusätzlichen Bedarf an IT-Experten, 19 Prozent einen zusätzlichen Bedarf an Ingenieuren und Umweltingenieuren und 15 Prozent einen steigenden Bedarf an sonstigen MINT-Experten. Bei den großen Unternehmen sind es sogar 63 Prozent bei IT-Experten, 43 Prozent bei Ingenieuren/Umweltingenieuren bzw. 32 Prozent bei sonstigen MINT-Experten.

Die Pandemie verringert das Angebot an MINT-Nachwuchskräften. Empirische Studien zeigen, dass in der Pandemie an den Schulen Lernverluste in MINT-Fächern eingetreten sind. Dies könnte in den MINT-Fächern zu einem Rückschritt auf das Kompetenzniveau des Jahres 2000 (PISA-Schock) bedeuten. Weiterhin ist pandemiebedingt mit negativen Effekten auf die Berufs- und Studienwahl für MINT bei Mädchen und jungen Frauen zu rechnen.
Auch ist eine eher höhere Abbrecherquote bei MINT-Studie renden zu erwarten und es gibt weniger MINT-Studierende, die aus dem Ausland nach Deutschland zum Studium zuwandern.

"Ohne Gegenmaßnahmen droht der MINT-Nachwuchs durch die negativen Effekte der pandemiebedingten Schulschließungen auf die MINT-Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler und die Berufs- und Studienorientierung und durch sinkende Studierendenzahlen aus dem Ausland deutlich zurückzugehen", mahnt Prof. Dr. Axel Plünnecke, Leiter Kompetenzfeld Bildung, Zuwanderung und Innovation am Institut der deutschen Wirtschaft Köln.
Dr. Michael Stahl, Geschäftsführer Bildung und Volkswirtschaft des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall sagt: „Die Metall- und Elektroindustrie beschäftigt rund 37 Prozent aller MINT-Fachkräfte in Deutschland und ist zur Sicherung ihrer Innovationsfähigkeit auf den MINT-Nachwuchs dringend angewiesen. Deshalb macht uns die wachsende demografische Lücke gerade bei den beruflich qualifizierten MINT-Facharbeitern Sorgen, die in den nächsten Jahren verstärkt aus dem Berufsleben ausscheiden. Hier ist die Duale Berufsausbildung in den MINT-Berufen ein entscheidender Schlüssel. Wir erwarten, dass die MINT-Ausbildungszahlen nach einem Corona-bedingten Rückgang im Jahr 2020 in den kommenden Jahren wieder spürbar steigen werden“.

Thomas Sattelberger MdB, Vorstandsvorsitzender der Initiative „MINT Zukunft schaffen“: „Gute MINT-Kompetenz von Schülerinnen und Schülern ist Schlüssel für eine erfolgreiche berufliche Zukunft. Gerade die allemal schon verbesserungsbedürftige MINT-Bildung hat durch Lockdown und mangelhafte Digitalisierung der Schulen besonders gelitten. Jetzt gilt es alles daran zu setzen, dass die bundesweit geplanten Nachhilfe- und Stützmaßnahmen tatsächlich auch systematisch und möglichst individuell in die Umsetzung kommen und die allemal knappen Mittel nicht schleppend, sondern zügig fließen. Gleichzeitig gilt es den Digitalpakt Schule endlich so umzusetzen, dass wir nicht nur für Notsituationen gerüstet sind, sondern die Chancen der Digitalisierung gerade für die MINT-Bildung voll ausschöpfen können.“